Der Unterrichts-Raum

Unterrichtsraum ist vor allem ein Übungsraum. Lernen heißt üben. Nur aus der Perspektive der Übung kann man über Unterrichtsräume urteilen, bzw. sie gestalten. Je nach dem was und wie geübt werden soll entscheidet man sich für einen bestimmten Übungsraum, der am besten und am natürlichstem für diese Übung geeignet ist. Natürlichkeit ist ein wichtiger Urteilskriterium für die Entscheidung. Wir unterscheiden zwischen folgenden Unterrichtsräumen, bzw. Übungsräumen:

  1. Natur als Unterrichtsraum
  2. Grünanlagen, Parks, Gärten als Unterrichtsräume
  3. Städtischer Raum als Unterrichtsraum
  4. Öffentliche Einrichtungen als Unterrichtsräume
  5. Private Einrichtungen als Unterrichtsräume
  6. Bildungseinrichtungen als Unterrichtsräume
  7. Wohnung als Unterrichtsrau
  8. Bildungsreise als Zusammrnwirken von vielfältigen Unterrichtsräumen

Raum ist eine Kraft, eine Bildungskraft. Wir halten es für sehr wichtig die Bildungskraft der bereits vorhandenen Räume für Bildungszwecke nützlich zu machen. Kinder müssen mit lebendigen Räumen, wo geübt und gearbeitet wird mehr in Kontakt kommen, dort sich aufhalten und unter Umständen mitüben können.

Zeichnen ist nicht nur eine Kunst, es ist auch ein Instrument. Zeichnerisch kann man sich mit Raum, Zeit, Tieren, Pflanzen, Wasser, Wind, Wald, Licht, Dunkelheit, Konstruktion, Architektur, Gegenständen, Musik, Tanz, Wort, Geschichte, also mit fast allem auf verschiedener Art und Weise auseinandersetzen. Kinder lernen das Sinnliche mit den Gedanken zu verbinden und umgekehrt, sie lernen das Denken mit Bleistift in der Hand zu schätzen und einzusetzen.

Natur ist für bestimmte Aspekte des Kunstunterrichts der beste Unterrichtsraum. Seit fünfzehn Jahre fahren wir mit den Kindern ab 6. Jahre für 2 Wochen in die Natur zeichnen. Es wird unter einem bestimmtem Thema in- und mit der Natur gearbeitet. Drei Stunden vormittags und zwei bis drei nachmittags und nach dem Abendbrot ca. zweistündige Arbeitsbesprechung. Vom Lerneffekt und der Unterrichtszeit entspricht eine Woche in der Natur ca. 6 Monaten Unterricht je zwei Stunden pro Woche in der Malschule in Berlin. Das Zeichnen in der Natur findet in den Ferien statt und wird von Kinder als Erholung empfunden. Die beste Erfahrungen was das Lernen und das soziales Zusammensein betrifft, haben wir mit gemischten Gruppen, Kinder und Erwachsene zusammen gemacht. Vor allem die Erwachsene sind begeistert mit Kinder zusammen künstlerisch zu arbeiten.

Stadt Berlin als Unterrichtsraum ist ein Schatz ohne Ende. Parks, Plätze, Straßenräme, Architekturdenkmähler, Museen, Biblotheken, Kirchen, Synagogen, Moschees und vieles mehr. Von Jahr zu Jahr versuchen wir diese Schätze immer mehr in Anspruch zu nehmen. Zum Beispiel im Projekt „Klangkörper“ haben wir uns mit Orchester, Konzertsaal und Musikinstrument als Klangkörper auseinandergesetzt, und dabei ein Konzert in der Philharmonie besucht, sich mit Hans Scharouns Meisterwerk auseinandergesetzt (leider fürs zeichnen haben wir in der Philharmonie keinen Termin bekommen), und im Musikinstrumenten-Museum Musikinstrumente gezeichnet. Danach haben wir in den Räumen der Malschule den Klängen Formen und Farben zugeordnet, die Platzordnung der Instrumente im Orchester nachgezeichnet und danach den Klangkörper des Orchesters als plastisches Gebilde gebaut.